Sonntag, 25. August 2013

Könnerschaft und Besprechungskultur

Was brauchen wir, um wirklich gute Ideen und Lösungen zu entwickeln und auch umzusetzen?
Bahnbrechende Innovationen sind noch nie allein durch analysieren, reflektieren und argumentieren entstanden. Sie können nur entstehen, wenn wir bereit sind, uns in den unsicheren Raum von Möglichkeiten zu begeben und uns fragen, was die Zukunft von uns möchte. Um dies herauszufinden, brauchen wir eine andere Kommunikationskultur als die, die jetzt noch in vielen Organisationen üblich ist.
Was meine ich damit? In vielen Organisationen wimmelt es von Meetings und auch Projektarbeit hat fast überall Einzug gehalten. Doch schauen wir uns mal an, wie Meetings ablaufen.

Fangen wir mit Meetings der 4. Kategorie an. Das ist die unterste Kategorie: Man sagt, was man glaubt, was gesagt werden muss oder was von einem erwartet wird. Man ist freundlich, liefert aber nur hohle Phrasen – auch Business-Blabla genannt. Man achtet darauf, sich keine Blöße zu geben oder etwas zu sagen, was man nicht konkret untermauern kann. Bisher wahrgenommenes und alte Urteile werden bestätigt. Dieses Meeting verläuft in althergebrachten Mustern und ist in dieser Form eigentlich überflüssig. So etwas nennt man ein autistisches Kommunikationssystem.

In Meetings der 3. Kategorie kommt es zu Debatten. Man spricht Klartext und sagt, was man denkt. Allerdings ist man in erster Linie damit beschäftigt, seine Argumente zu untermauern. Wenn jemand anderes redet, hört man nicht wirklich zu sondern ist gedanklich schon bei einer Erwiderung. Es geht mehr um das Gewinnen als um das wirkliche Finden einer Lösung.

Erst in Meetings der 2. Kategorie entsteht ein wirklicher Dialog. Die eigene Ansicht wird reflektiert und es wird nachgefragt, was der andere wirklich denkt und sagen möchte. Man betrachtet sich selbst als einen Teil der Ganzen.

In Meetings der 1. Kategorie entsteht ein Feld von Kreativität. Hier begibt man sich in einen Raum von Möglichkeiten und kann die Frage stellen, was die Zukunft von einem erwartet. Hier geht es nicht mehr darum, die eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Man ist bereit, eigene Ideen in etwas Gemeinsames einzubringen und jede Vorstellung davon, wie das Ergebnis aussehen soll, fallen zu lassen. Nur hier kann aus dem Potenzial der Unterschiede die Kraft der Gemeinsamkeit entstehen. Projekte, die hier entstehen, werden gemeinsam getragen und haben Kraft. Ich nenne sie hier Projekte und Lösungen der 1. Kategorie.

Um solche Projekte und Lösungen zu realisieren, müssen wir Kopf, Herz und Hand integrieren – wir brauchen:
·        Einen offenen und klaren Verstand (Kopf)
·        Ein offenes Herz
·        Einen offenen Willen (Hand)

Für einen offenen Verstand müssen wir unsere Urteile abstellen. Sie basieren auf den Erfahrungen der Vergangenheit und haben in einem Raum von Möglichkeiten nichts zu suchen. Innovationen entstehen immer aus einer vagen Idee oder einem vagen Gefühl heraus. Sie sind zunächst nicht rational begründbar oder argumentativ zu belegen.

Ein offenes Herz ermöglich uns, uns als Teil des Ganzen zu fühlen, in Achtsamkeit und Wertschätzung gegenüber den anderen Beteiligten zu handeln. Nur dann werden diese sich voll einbringen.

Ein offener Wille ermöglicht uns, eine Idee auch in die Tat umzusetzen, sie auszuprobieren, ihre Zukunftstauglichkeit praktisch zu prüfen.
So erkunden wir die Zukunft durch tun statt durch analysieren, nachdenken und reflektieren.

Nun fragen Sie sich vermutlich, wie sich ein solcher Weg zur Könnerschaft gehen lässt. Nun, dies funktioniert in kleinen Schritten. Wenn in Ihrer Organisation Meetings der 4. oder 3. Kategorie üblich sind, können Sie nicht gleich zur 1. Kategorie springen. Das würde nicht funktionieren. Doch Sie können schrittweise kleine Veränderungen einführen.

Dabei begleite ich Sie gerne.