Wir stehen in
unserem Leben immer wieder vor Entscheidungen: Wahl einer Berufsausbildung oder
eines Studienfaches, Eingehen einer Partnerschaft, wo und wie und mit wem will
ich leben, was mache ich in meiner Freizeit oder ob ich mich für etwas
engagieren will.
Wir haben heute viel mehr Entscheidungsoptionen als
früher, gleichzeitig ist die Welt komplexer geworden. Das kann uns
gleichermaßen faszinieren wie irritieren. Jede grundlegende Lebensentscheidung
hat Folgen auch für andere Lebensbereiche. Wie können wir wissen, was richtig
ist? Wie können wir Fehlentscheidungen vermeiden? Wie finden wir Vertrauen,
Gelassenheit und Sicherheit im Entscheiden?
Im Markt der
1000 Möglichkeiten wollen manche Menschen alles haben und das sofort. Werbung
und Medien suggerieren uns, dass dies möglich sei, doch tatsächlich geht das
nicht. Manche Menschen scheitern daran. Sie können keine Entscheidungen treffen
und verweigern sich so dem Leben. Dies führt zu allerlei oft unnötigen Brüchen.
Uns allen ist
eine Sehnsucht ins Herz gelegt. Es ist eine spirituelle Sehnsucht, die über das
Irdische hinausgeht. Wir wollen den Himmel, das Paradies. Dort werden wir
alles, was wir reinen Herzens ersehnen, bekommen. Doch hier auf der Erde müssen
wir uns mit einigem davon bescheiden. Das fällt uns schwer, es widerstrebt der
Anlage unseres Herzens. Können wir trotzdem Freude und Erfüllung finden?
Wer sich
entscheidet und ja zu einem sagt, sagt nein zu anderem. Das übersehen viele.
Wird das Nein nicht ebenso bewusst vollzogen wie das Ja, bleibt eine
Unzufriedenheit zurück. Um diese zu vermeiden, vermeiden viele Menschen
Entscheidungen. Sie wollen sich alle Optionen offen halten. Dabei warten sie
oft, bis es zu spät ist.
In unserer
rationalen Welt sind viele Menschen Kopfmenschen. Sie wollen alles mit dem
Verstand regeln, Gefühle werden beiseite gedrängt. Sie machen viel mit dem
Willen. Doch Vorsicht: Was verdrängt ist, ist nicht weg. Manche Menschen werden
von starken Emotionen gedrängt, was sie aber weder vor sich selbst noch vor anderen zugeben können.
Das kann dazu führen, dass sich hinter klug scheinenden Rationalisierungen ein
getriebener Mensch verbirgt. Oft beharrt dieser stur auf seinen Plan und lässt
sich weder durch Tatsachen und erst recht nicht durch den Rat anderer beirren.
Es gibt auch
die Gefühlsmenschen: Sie erleben starke Emotionen, die ihre Verhaltensweisen
bewusst oder unbewusst bestimmen. Oft wecken äußere Ereignisse starke Gefühle
in ihnen, was zu spontanen Reaktionen führt. Gefühlsmenschen wirken oft offen
und warmherzig, sind allerdings manchmal von starken Stimmungsschwankungen
abhängig.
Gefühle können
uns bei Entscheidungen in die richtige Richtung weisen. Doch sie können uns
auch täuschen, z.B. wenn unser Gefühlshaushalt durch seelische Belastungen,
irreale Ängste oder weltfremde Phantasien durcheineander geraten ist. Dann
nehmen wir die Wirklichkeit u.U. sehr verzerrt wahr.
Gibt es eine
Möglichkeit, unsere analytischen und rationalen Fähigkeiten, unsere Vernunft
mit den Gefühlen und Affekten zu verbinden?
Vorlieben und Abneigungen
Manche Dinge
mögen wir, andere lehnen wir ab. Die eine Aufgabe reizt uns, die andere stößt
uns ab. Manche Menschen finden wir sympathisch, andere nicht. Zuneigungen,
Vorlieben, Abwehrreaktionen und Ängste sind durch Gefühle bestimmt. Auch
Gedanken spielen eine Rolle und oft werden beide Ebenen vermischt. Wir können
lernen, diese Regungen in uns wahrzunehmen, zu prüfen und uns in unseren
Entscheidungen nicht von ihnen bestimmen zu lassen, denn oft bringen sie
Unordnung in unser Leben. Das ist natürlich leichter gesagt als getan.
Warum ist dies
so wichtig? Wir brauchen ein gewisses Maß an innerer Freiheit, um klare
Entscheidungen treffen zu können. Sonst tappen wir in die Falle unserer
unbewussten Regungen und entscheiden auf Basis spontaner Gefühle und Gedanken
statt nach inhaltlichen Kriterien und Werten.
Sie haben sicher schon bemerkt, dass ein Teil
dieses Artikel in Kursivschrift ist und dabei von Spiritualität die Rede ist.
Wenn Sie damit nun gar nichts anfangen können, brauchen Sie diesen Teil nicht
zu lesen. Zum Verständnis reicht der restliche Text völlig aus. Wenn Sie jedoch
etwas über die Hintergründe dieser Entscheidungsmethode wissen möchten, lesen
Sie auch die kursiven Texte.
Die hier
vorgestellten Tipps beruhen auf der Methode der "Unterscheidung der
Geister" von Ignatius von Loyola. Er lebte in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts und gründete den Orden der Jesuiten. Diese Zeit war der Beginn der
Neuzeit, die Welt war damals stark im Umbruch. Wie heute auch. In seinem Buch
der "Geistlichen Übungen" entwickelte Ignatius eine spirituelle
Pädagogik, die u.a. dabei helfen soll, Lebensentscheidungen zu treffen.
Die oben
erwähnten inneren Regungen sind für Ignatius Regungen der Seele. Wenn wir vor
einer Entscheidung stehen, sollen wir uns "indifferent" machen, also
die Regungen wahrnehmen und prüfen. Dabei werden wir feststellen, dass wir in
manchen Regungen mehr den eigenen Vorteil suchen und in anderen Regungen
selbst-los bleiben, d.h. den Vorteil der anderen bzw. aller suchen. Wer völlig
"indifferent" wäre, hätte sich ganz von egoistischen Regungen
befreit. Dies wird natürlich nie völlig gelingen.
Ignatius
beschreibt die Haltung des Indifferenten so, dass er Gesundheit nicht mehr
begehrt als Krankheit, Reichtum nicht mehr als Armut, Ehre nicht mehr als
Ehrlosigkeit. Man soll also persönliche Nachteile in Kauf nehmen, wenn dies
einem höheren Ziel dient.
Wie können wir
dies in unsere Zeit übertragen? Wir schauen heute bei unseren Entscheidungen
nicht mehr so sehr darauf, ob sie dem Vorteil der anderen oder gar aller
dienen. Unsere Welt ist individualistischer und auch egoistischer geworden.
Doch Vorsicht: eine Entscheidung, die wir aus rein egoistischen Motiven treffen
und die für andere u.U. nachteilig ist, kann uns vielleicht kurzfristig von Nutzen
sein. Doch mittel- bis langfristig fällt dies auf uns zurück.
Wir sprechen
heute gerne Von Win-Win-Situationen, wenn eine Entscheidung für alle
Beteiligten von Nutzen ist. In diesem Sinne können wir von Ignatius heute
durchaus etwas lernen.
Innere Freiheit
Fühlen wir uns
von einem Job angezogen, weil wir Karriere machen und viel Geld verdienen
können und zudem noch Macht und Ansehen haben werden? Fühlen wir uns von einem
Partner/einer Partnerin angezogen, weil wir mit ihm oder ihr Bewunderung bekommen?
Auch wenn wir vielleicht nicht bewusst so denken, so gibt es doch diese
unbewussten Mechanismen in uns. Wir stellen so unsere Bedürfnisse über alles
andere. Wir interessieren uns nicht wirklich für die anderen, sondern benutzen
sie für unsere Zwecke. Solche Regungen sind oft sehr subtil und es bedarf
einiger inneren Aufmerksamkeit, um sie zu erkennen. Vielleicht sind es uralte
Verletzungen in uns, Ängste oder verdrängte Minderwertigkeitsgefühle, die uns
egoistisch handeln lassen.
Für Ignatius
gilt es, hier zwischen gut und böse zu unterscheiden. Wobei wir nach ihm in
dieser Entscheidung nicht frei sind, denn wir sind moralisch verpflichtet, uns
für das Gute zu entscheiden. Handeln aus reinem Egoismus wird theologisch
"Sünde" genannt. Der Begriff Sünde wird im allgemeinen Sprachgebrauch
missverstanden. Sünde meint, dass wir uns von unserem wahren Wesenskern - der
gut ist - absondern und in Folge dessen Böses tun. Was letztlich wieder auf uns
zurückfällt.
Wenn wir
egoistische Regungen in uns verspüren, hilft es nicht, sie mit irgendwelchen
psychologischen Tricks oder einem starken Willen losweren zu wollen. Wir können
sie annehmen - was nicht heißt, ihnen nachzugeben. Wir können sie mit Respekt
und Humor als Teil unserer Selbst verstehen und langsam von ihnen frei werden.
Wir sollten uns nur im Handeln so wenig wie möglich von ihnen bestimmen lassen.
Dies erfordert etwas Achtsamkeit in Alltag, wofür es einige Übungen gibt.
Ich weiß
nicht, wie Sie persönlich zum Thema Gott und Religion stehen. Jedenfalls sind
religiöse Menschen nun klar im Vorteil. Sie können sich von Gott angenommen
fühlen und der vergibt alles Böse und heilt die menschliche Seele an der
Wurzel. Wobei viele sich für religiös haltende Menschen lediglich fromm sind
und mit Gottes Gnade so ihre Probleme haben. Aber das ist nun ein ganz anderes
Thema.
Nun kann es
passieren, dass wir unser Inneres bereits von Ungeordnetem gereinigt haben und
eine Entscheidung zwischen zwei guten Alternativen treffen müssen. Wir handeln
aus innerer Freiheit und haben somit eine echte Wahlmöglichkeit. Hier gilt es,
zwischen gut und besser zu unterscheiden, die Regungen für und gegen jede
Alternative wahzunehmen. Wir müssen formale und innere Kriterien für eine
Entscheidung entwickeln. Dazu später mehr.
Für Ignatius ist
die wichtigste Hilfe der Blick auf Jesus. Sein Leben ist Vorbild und Maßstab.
Ignatius empfiehlt, das Leben und Wirken Jesu zu meditieren und zu studieren
und eine innere Beziehung zu ihm aufzubauen. Unser Leben bekommt so Klarheit
und Tiefgang.
Drei Weisen des Wählens
Wir können auf
drei Weisen wählen.
Als erste
Weise haben wir die unmittelbare Intuition. Wir haben ein Aha-Erlebnis und
wissen unzweifelbar, was zu tun ist. Solche Erlebnisse mögen selten sein, doch
ich hoffe, Sie kennen sie aus eigener Erfahrung. Herbeiführen kann man so etwas
nicht.
Für Ignatius
ist dies eine direkte göttlich Erleuchtung. Für ihn setzen sie einen suchenden
Meschen voraus, der mit Gott in Verbindung steht und somit für eine solche
Erfahrung offen ist.
Bei der
zweiten Weise nimmt man seine inneren Regungen wahr und unterscheidet sie. Man
beobachtet, welches der richtige Weg ist. Diejenigen Regungen, die uns
innerlich weiten, weisen auf den richtigen Weg im Gegensatz zu denen, die uns
innerlich verengen. Letztlich ist es eine Übungssache.
Hier haben wir
es mit der zentralen ignatianischen "Unterscheidung der Geister" zu
tun. Wichtig sind die Gefühle, die beim ehrlichen und nüchternen Meditieren und
Durchbeten der Alternativen entstehen, denn hier kann der Geist wirken - und
ebenso der Abgergeist, von dem man den Geist ja unterscheiden will.
Wenn die
Regungen nicht richtig in Gang kommen, kann man in die dritte Weise des Wählens
eintreten. Sie ist die rationale Weise des Entscheidens. Man prüft die
Argumente für und gege jede Alternative. Summe und Gewicht der Argumente weisen
auf die Lösung hin.
Für Ignatius
ist diese Lösung nur eine Notlösung. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass gute
Entscheidungen meist in einer Verbindung aus zweiter und dritter Weise des
Wählens zustande kommen. Beide Ebenen sollen sich ergänzen.
Auf welche
Weise können wir nun unsere Entscheidungen treffen? Die erste können wir nicht
willentlich hervorrufen. Wenn starke Gefühle da sind, können wir uns die Kraft
des Verstandes zunutze machen. Wenn der Verstand heftig arbeitet, können wir in
die Stille gehen und bewußt auf die Gefühle achten. Wenn eine plötzliche
Intuition auftaucht, können wir diese durch Gefühle und Argumente zu ergänzen
suchen.
Gläubige
Menschen können im Gebet daum bitten, ein intuitives Signal geschenkt zu
bekommen.
Und was macht
jemand, der nicht gläubig ist? Auch da gibt es eine gute Methode. Wir gehen in
die Stille und bitten unser Unterbewusstsein um ein intuitives Signal. Letztlich
müssen wir ja nicht so genau wissen, woher es kommt.
Wir können
das, was Ignatius als Geister bezeichnet, für uns als innere Stimmen
betrachten. Wir müssen weder an Geister noch an Engel glauben, um diese tolle
Unterscheidungsmethode für uns nutzbar zu machen. Es ist auch nicht Sinn und
Absicht dieses Artikels, den Bereich Religion, Gott, Engel und Geister zu
thematisieren.
Die Fähigkeit,
diese inneren Regungen zu unterscheiden, führt zur Klugheit. Dazu gehört die
richtige Balance von Nähe und Distanz zu materiellen und geistigen Dingen,
Feingefühl und Takt, Klarheit im Denken und die rechten Maßstäbe, affektive
Reife und Lebenserfahrung, Nüchternheit UND Begeisterungsfähigkeit,
Verschwiegenheit und ehrliches Kommunizieren. Es geht also eher um Psychologie
als um religiöse Themen.
Kriterien des Entscheidens
Vorab: Es gibt
keine klaren Mechanismen, die man nur korrekt anwenden muss, um zu sicheren
Entscheidungen zu kommen. Entscheidungen sind immer Verstandes- UND
Herzensangelegenheiten. Man muss sich existenziell auf die Situation
einstellen, ein subjektives Moment gehört immer dazu.
Doch es gibt
Kriterien, an denen wir uns orientieren können. Sie beruhen auf Werten und dem
dazugehörigen Menschenbild, sie sind sozial, kulturell und auch religiös
bestimmt. In unserer pluralen Welt lösen sich allgemeinverbindliche Regeln und
Werte auf, wodurch sich viele Menschen desorientiert und entscheidungsunfähig
fühlen.
Die
"Unterscheidungen der Geister" nach Ignatius orientieren sich an
biblisch-christlichen Werten und gehen - nicht unbescheiden - davon aus, dass
diese für alle Menschen die besten sind. Meines Erachtens passen diese Werte
ganz gut in ein modernes, humanistisches Weltbild und zu den Erkenntnissen der
modernen Psychologie.
Was bringt mehr?
Wir setzen voraus,
dass sich jemand bereits im Zustand innerer Freiheit befindet, sich seine
inneren Regungen also angeschaut hat. Er ist also bereits
"indifferent" und sucht keine Vorteile auf Kosten anderer.
Nun bleiben
ihm mehrere gute Alternativen übrig. Welche ist nun die bessere? Die Frage ist,
was bringt "mehr"? Welche Alternative ist erfüllender im Sinne der
Ziele um die es geht?
Für Christen
sind die Ziele vorgegeben: Es sind Friede und Gerechtigkeit, Glaube, Hoffnung
und Liebe. Alles, was diese Werte fördert, soll gewählt werden. Der Blick auf
Jesus kann da hilfreich sein.
Wenn ich mit
einem humanistischen Weltbild ausgestattet bin, sieht das nicht viel anders
aus. Welche Entscheidungsalternative bringt nicht nur mir, sondern auch meiner
Mit- und Umwelt mehr? Mehr an Frieden, Gerechtigkeit und Liebe? Was macht die
Welt schöner und besser? Dazu kann ich mich natürlich auch fragen: Was ist
meine Sehnsucht? Was will ich mit meinem Leben anfangen? Welche Ziele habe ich
in meinem Leben?
Diese Fragen
sind nicht immer einfach zu beantworten. Bei der Berufswahl z.B. gilt, dass
jeder Beruf, sofern er gut und gerecht ist, die Welt besser machen kann. Doch
kommt hier ein subjektiver Faktor hinzu: Was ist mein "Mehr"? Wie
kann ich mit meinen Begabungen und Grenzen einen positiven Beitrag leisten?
An dieser
Stelle kann sich leicht ein Missverständnis einschleichen: "Mehr"
heißt nicht, in eine Mentalität des Machens zu verfallen. Wir sollten uns nicht
unter Druck setzen, um die Welt zu erlösen. Überforderung macht uns krank.
Was bringt Freude?
Ich frage mich
natürlich auch, was bringt MIR mehr Freude, Liebe und Gerechtigkeit? Hier ist
ein stark subjektives Kriterium, es geht hier um mein Wohlergehen. Mit Freude
ist hier nicht oberflächliches Vergnügen gemeint. Das wird schnell schal und
langweilig. Wirkliche Freude basiert auf Werten und ist andauernd.
Ignatius
spricht von Trost und meint damit Liebe zu Gott und zu den Menschen, also
wirkliche Beziehung,die bewegt und erfüllt; dazu Glaube,Liebe und Hoffnung. Und
alle Freudigkeit, die zu den himmlischen Dingen hinzieht, also spirituelle
Erfahrungen, Erfülltsein vom Geist Gottes.
Beide
Kriterien sind zu berücksichtigen: Was bringt den anderen "mehr" und
was bringt mir mehr Freude? Egoismus und Altruismus sollten sich gegenseitig
aufheben. Leben ist immer ein Empfangen UND ein Nehmen.
Das Geben
wurde im Christentum früher überbetont: Immer für andere da sein,sich
aufopfern, sich demütigen. An sich selbst zu denken galt als unmoralisch. Viele
Christen haben ein solches Denken noch heute verinnerlicht und auch viele
derer, die sich aus guten Gründen vom Christentum abgewendet haben. Die Prägung
bleibt halt.
Methoden des Entscheidens
Entscheidungen
sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Entscheidungsmethoden können
dieses Risiko minmieren, wenn sie mit Gespür und Geduld auf die jeweilige
Situation übertragen werden.
Für wichtige
Entscheidungen empfiehlt sich eine Unterbrechung des Alltags, eine Zeit in
Stille. In der Stille wird das Innere lebendig, man wird sensibel und offener
für die Zwischentöne, erkennt Antriebe und Motive.
Was passieren
kann ist, dass uns in der Stille all das einholt, was wir im Alltag "unter
den Teppich" gekehrt haben: Ängste, ungeordnete Gedanken, Verletzungen,
Schuldgefühle, Chaotisches und Belastendes aus der Lebensgeschichte. Darum
haben manche Menschen Angst vor der Stille.
Doch wir müssen dies anschauen und zulassen. Was unter den Teppich
gekehrt wurde ist ja nicht weg, sondern bestimmt auf negative Weise unser
Verhalten, ohne dass uns dies bewusst wird.
Das Mindeste
an Stille, das wir ins gönnen sollten, ist ein abendlicher Tagesrückblick.
Wenn ich vor
Entscheidungen stehe, kann ich im Tagesrücblick auf meine Gefühle in Bezug auf
die zu treffende Wahl achten:
Was lockt und begeistert mich?
Was lähmt und blockiert mich?
Was hindert mich, die Wirklichkeit ehrlich anzuschauen?
Sind meine Ängste begründet oder nicht?
Welche Motive treiben mich an?
Gibt es auch solche, die ich nicht mag?
Was engt mich ein?
Was könnte mir helfen, freier zu werden?
Lasse ich mich zu sehr durch Gefühle bestimmen - oder zu wenig?
Neige ich zu Rationalisierungen oder zu Rechtfertigungen, mit denen ich mir
etwas einrede oder etwas verdränge?
Lasse ich mich zu sehr durch die Meinung anderer Leute bestimmen?
Was ist meine Sehnsucht?
Auch ein oder
mehrere "Wüstentage" können sehr nützlich sein. Oder ein paar Tage in
einem Kloster. Da gibt es oft auch eine geistliche Begleitung ohne Versuche
weltanschaulicher Beeinflussung. Exerzitien nach ignatianischer Methode sind
speziell auf Entscheidungen ausgerichtet.
Wer
ausdrücklich christlich entscheiden will, kann seine Frage ins Gebet bringen,
d.h. sie in stillen Zeiten ins Gott erzählen. Wir können und brauchen Gott
nichts vormachen - und uns selbst auch nicht. Man sollte vielleicht nicht mit
einem direkten Eingreifen Gottes rechnen, doch das Gebet verändert den Beter.
Auch Bibeltexte können für Gläubige in Entscheidungssituationen hilfreich sein.
Wer mit Gott
und Gebet nicht so viel anfangen kann, kann ein Gespräch mit seinem Unbewussten
oder seinern inneren Teilpersönlichkeiten führen. Detaillierte Hinweise würden
den Rahmen dieses Artikels sprengen. Ich empfehle, im Internet mal nach der
Methode "Voice Dialogue" zu suchen.
Die besten
Entscheidungen treffen wir in einem Zustand innerer Freiheit. Darin sollten wir
uns von Ängsten, die uns blockieren, möglichst nicht bestimmen lassen, ebenso
wenig von Gewohnheiten, Besitztümern, Vorurteilen, Schwarz-Weiß-Malereien,
überhöhten Erwartungen, Ritualen und Fixierungen, an denen wir hängen. Und wir
sollten zwischen mehrerer guten Alternativen wählen können, sonst sind wir
nicht wirklich frei.
Wer eine von
zwei Alternativen wählt, muss die andere betrauern. Diese Trauerarbeit wird oft
vergessen und so hängt man dann noch lange an dem, was man losgelassen hat. So
kann man das Gewählte allerdings nicht genießen. Man bleibt unzufrieden und
wirft sich u.U. immer wieder vor, die falsche Entscheidung getroffen zu haben.
Zurück zur
schon erwähnten Sehnsucht: Egal welche Alternative wir wählen, unsere tiefste
Sehnsucht wird immer ungestillt bleiben. Die Sehnsucht nach dem Himmel ist auf
Erden nicht erfüllbar. An dieses Erkenntis kommen auch Nichtgläubige,
religions- und kirchenferne Menschen nicht vorbei. Wer anderer Meinung ist,
blicke mal auf seine bisherige Lebenserfahrung.
Für Ignatius
sieht die Sache so aus: Die Sehnsucht nach dem Himmel ist uns Menschen - wir
sind Abbild Gottes - tief ins Herz gelegt. Wer sich für eine Alternative
entscheidet, sagt ja zu einem Teil, zu einem Fragment dessen, was er ersehnt.
Mehr gibt es hier auf Erden nicht und wir müssen lernen, mit diesem Wenigem
zufrieden zu sein und dies frei und aus vollem Herzen zu leben. So können wir
im Fragment das Ganze schon aufleuchten sehen und erahnen den Himmel. Dennoch
bleibt eine Leere, eine letzte Unerfülltheit zurück. Dies zu akzeptieren
befreit zu wirklich menschlichem Leben.
Phantasieübungen und
Entscheidungsdiemma
Was können wir
tun, wenn es uns schwer fällt, uns zwischen zwei oder mehreren guten
Alternativen zu entscheiden?
In vielen
Geschichten der Bibel werden Menschen von Gott berührt und beauftragt. Wir
können uns in der Phantasie vorstellen, wie wir von Gott berührt und beauftragt
werden oder uns vorstellen, wie wir unsere Alternativen Gott vorlegen, ihn um
Rat fragen und um ein Signal bitten. Dieses Signal kann eine plötzliche starke
Hinneigung zu einer der Alternativen sein, ein Tipp von außen, eine intuitive
Einsicht, eine Erkenntnis in der Stille, eine innere oder äußere Stimme oder
der Tipp einer anderen Person.
Sie können
auch in die Stille gehen und ihr Unbewusstes damit beauftragen, ihnen eine
Lösung zu schicken. Das kann dann eins der im Kursivtext genannten Signale sein
oder sogar der Schriftzug auf einem vorbeifahrenden Lastwagen. Sie können auch
das Universum um eine Lösung bitten. Fragen Sie mich jetzt nicht, wie das
funktioniert, das weiß ich auch nicht. Entscheidend ist, dass die Methode
innerhalb IHRER Weltanschaung stimmig ist.
Sie können
sich die verschiedenen Alternativen auch vor ihrem inneren Auge wie auf einer
Leinwand vorstellen. Sie inszenieren jede Alternative wie ein Regisseur. Achten
sie dabei, wie sich die jeweiligen Alternativen für Sie anfühlen. Betrachten
Sie die Alternativen NACHEINANDER mit genügend Zeitabständen. Sonst könnten Sie
unklare Signale erhalten. Beschäftigen Sie sich mit Imaginationsübungen und
forschen sie im Internet nach Übungen zm Thema "kreatives
Visualisieren".
Schwierigkeiten und Fallen
Realität ist
immer komplexer als ein Artikel oder ein Buch. Manchmal ist man durch Umstände
blockiert, die nicht so einfach zu überwinden sind.
Wer vor einer
Entscheidung steht, sollte seine persönlichen "Fallen" kennen:
Neige ich dazu, mich zu schnell festzulegen?
Oder dazu, Entscheidungen aufzuschieben?
Zu einem kindhaften oder zwanghaften Anpassungsverhalten?
Zu depressiven Stimmungen, die mich lähmen?
Zu einem übersteigerten Selbstwertgefühl und zu Heldenphantasien?
Oder zu Gefühlen der Minderwertigkeit?
Fliehe ich gerne in Geselligkeit?
Neige ich zu Suchtverhalten irgendwelcher Art?
Zu Hyperaktivität?
Oder zu Antriebsschwäche und Fluchtmechanismen?
Möchte ich gerne bewundert werden?
Fliehe ich gerne in schöne Träume?
Oder starre ich pessimistisch und zynisch auf die üble Welt?
Neige ich zu übersteigerten Ängsten oder zu Naivität und Draufgängertum?
Zu spiritueller Schwärmerei oder zu übertriebener Skepsis?
Jeder hat
seine persönlichen Fallen, in die er immer wieder mal hineintritt. Indem wir
Fehler machen, reifen wir und lernen, unsere Fallen wahrzunehmen. Wir lernen,
mit ihnen umzugehen, sie zu umgehen oder ihnen klug entgegenzusteuern. Und zur
Klugheit gehört auch eine gewisse Leichtigkeit und Humor.
Sich entscheiden in persönlichen
Krisen
Krisen zeigen
sich oft in körperlichen Symptomen. Dunkle Gefühle wie Wut, Trauer, Leere,
Verzweiflung oder Einsamkeit mag man noch verdrängen können, doch der Körper
meldet sich früher oder später. Krisen zeigen sich auch in Beziehungen,
Spannungen, Groll, Streit und Rückzug sind die Folge.
In
spirituellen Krisen wird das Gebet trocken und leer, die Meditation erscheint
sinnlos und man hat keinerleit Interesse an dem so fernen, unnahbaren oder
ungerechten Gott. Ignatius nennt eine solche Krise "Trostlosigkeit".
In einer Krise
sollten wir möglichst keine Entscheidung treffen. Wer nicht in Kontakt ist mit
sich selbst, mit den Menschen und mit Gott, lässt
sich allzu leicht vom bösen Geist beeinflussen.
Wer nicht kommuniziert, hört nicht auf gute Berater. Dennoch sind Krisen etwas
Normales und sogar Gesundes. Wir wachsen und reifen in ihnen. Vor einer
Entscheidung sollten wir uns jedoch bemühen, aus der Krise herauszukommen.
Vielleicht brauchen wir Urlaub, mehr Distanz oder Nähe zu Personen,
medizinische, therapeutische oder spirituelle Hilfe.
Gute Entscheidungen können wir jedenfalls nur treffen, wenn wir uns in einem
guten Zustand befinden.
Und wenn die Motive chaotisch
bleiben?
Die meisten
Menschen haben für das, was sie machen, einen kunterbunten Reigen von Motiven.
Darunter gibt es ehrliche, lautere, reine und unehrliche, unlautere und
egoistische, was oft kaum zu unterscheiden ist. Wie können wir in einer
unklaren Motivlage zu klaren und gesicherten Entscheidungen kommen?
Wir können
lernen, zwischen primären und sekundären Motiven zu unterscheiden. Was ist uns
wirklich wichtig? Welche Motive betrachten wir als lauter und ehrlich? Bringen
diese ein "Mehr" für uns und andere? Sind sie vielleicht mit Liebe
und Hingabe verbunden?
Wenn diese
stark genug sind und uns tragen, dann verlieren die sekundären Motive an
Bedeutung: Fluchttendenzen, der Wunsch nach Anerkennung oder bürgerliche
Rituale. Wir brauchen diese Motive nicht unterdrücken, es genügt, wenn wir sie
beobachten. Sie werden im Laufe der Zeit "integriert".
Laut Ignatius
weiß Gott auch aus zweideutigen und chaotischen Energien etwas Gutes zu machen.
Daher sollen wir lieber angstfrei das Gute in der Seele fördern als das Unklare
und Böse bekämpfen. Wir sollen uns von ungeordneten Strebungen nicht bestimmen
lassen, sondern uns nach den geordneten ausrichten. Am Ende wird Gott das Böse
in unserem Herzen, das wir nicht entfernen können und nicht zu entfernen
brauchen, herausreißen und vernichten.
Wie können wir
unsere guten Motive und Strebungen fördern? Wir können uns auf wirkliche Werte
besinnen und einüben, sie zu leben; Kontakte zu entsprechenden Menschen suchen
und uns von ihnen prägen lassen. Wir können uns von Menschen und Orten
fernhalten, die chaotische Energien fördern.
Leitsätze des Entscheidens
Am Ende möchte
ich die wichtigsten Punkte zusammenfassen und ergänzen.
1. Nimm die Wirklichkeit wahr,
wie sie ist.
Realität ist
so, wie sie ist und nicht so, wie wir sie gerne hätten. Jede Entscheidung
basiert auf einer Zustimmung zum Vorgegebenen. Es mag sein, dass wir eine
Situation gerne anders hätten. Doch Veränderung kann nur geschehen, wenn wir
zuvor dem zustimmen, was ist. Sonst binden wir unsere Energie im Kampf gegen
das, was ist und sie steht uns nicht mehr voll für unsere Ziele zur Verfügung.
Natürlich sind Ideale wichtig und richtig. Allerdings muss man sie mit der
Wirklichkeit in eine Beziehung bringen, die spannungsreich, erfinderisch und
fruchtbar ist. Idealisten, die dies nicht schaffen, scheitern früher oder
später, idealistisch entwickelte Systeme ohne Beziehung zum Bestehenden können
zu grausamen Unterdrückungssystemen werden. Die Geschichte hat dies oft genug
gezeigt.
Die Idealisten
möchten gerne alles und das sofort. Andere Menschen wiederum leben eher in der
Vergangenheit und verklären diese - oder verteufeln sie. Hier gilt es,
Vergangenheit und Gegenwart in eine fruchtbare Beziehung zu bringen.
Beides
erfordert etwas Übung. Wir sind gefordert, Bilder, Phantasien, Träumereien,
Gefühle und Gedanken immer wieder auf die Wirklichkeit hin zu ordnen und sie
dadurch zu relativieren. So können wir lernen, die Realität ehrlicher,
nüchterner und liebevoller anzunehmen.
2. Entwickle das rechte innere
Zeitgefühl
Wir brauchen
nichts überstürzen und nichts verschleppen und können äußerem Zeitdruck klug
begegnen. Ein gutes Zeitmanagement bedeutet nicht, mehr Aktivitäten in eine
Zeitspanne zu packen.
Die Seele und
unsere Psyche hat und braucht ihren eigenen Rhythmus. Wenn sie diesem nicht
folgen darf, macht sie Fehler, auch in Entscheidungen. Bei
Entscheidungsprozessen soll vor, während und nach der Entscheidung ein gutes,
trostvolles Grundgefühl vorherrschen. Plötzliche Einsichten können gut sein,
sollten sich aber im Alltag über längere Zeit durch inneren Freiden bestätigen.
Strohfeuer der Begeisterung sind dann kein gutes Indiz, wenn sie schnell einem
schalen Gefühl weichen.
Die einzelnen
Entscheidungschritte sollte man allerdings nicht zu starr ordnen und planen.
3. Suche den Rat kluger Menschen
und prüfe deine Alternativen in realistischen Experimenten.
Andere,
insbesondere wenn sie die Person kennen und ein gutes Urteilsvermögen haben,
nehmen die Stärken und Schwächen oft besser wahr als dieser selbst. Wer keinen
Berater findet, kann seine Gedanken für einen fiktiven Zuhörer oder gegenüber
einer imaginierten Gruppe formulieren,
was bereits zur Klärung helfen kann. Vor großen Entscheidungen kann man die
Alternativen in Probeläufen testen und erhält so zumindest eine kleine
Rückmeldung der Wirklichkeit.
Nach Ignatius
setzt der "böse Geist" oft die Taktik der Geheimhaltung ein. Hinter dem
Wunsch, die Pläne zu verbergen, steckt allerdings oft das schlechte Gewissen.
4. Höre, was dein Kopf, dein Herz
und deine Intuition sagen
Unsere moderne
Welt ist sachlich, funktional und rational bestimmt. Auch wenn manche Menschen
dies beklagen, so bringt das doch unbestreitbare Vorteile mit sich. Dennoch
können wir wichtige Entscheidungen nicht mit dem Verstand alleine treffen. Wir
können unsere Gefühle ernstnehmen und wertschätzen, besonders auch die
unangenehmen. Es gibt auch Menschen und Gruppen, die die Gefühle überbetonen.
Schauen Sie, ob und wo in diesem Bereich Sie eine Einseitigkeit haben und
integrieren Sie die andere Seite.
Vielleich
haben Sie eine plötzliche "spirituelle Intuition" und können so eine
Entscheidung treffen. Seien Sie für dieses Geschenk dankbar.
Spirituelle
Intuitionen sind eine Gnade um die wir bitten können. Die drei Wahlweisen des
Ignatius ergänzen und befruchten sich.
5. Der "böse Geist"
will Entscheidungen oft komplizierter machen als sie sind. Und er arbeitet mit der
Angst.
Manche
Menschen verlieren sich selbst bei kleineren Entscheidungen in tausend
Kleinigkeiten. So sind sie schnell verwirrt und geben entnervt auf.
Fragen Sie
sich, was der Kern der Sache ist und worum es bei der Entscheidung wirklich
geht. Klar formulierte Fragen sind da sehr hilfreich. Woran würden Sie nach
einer bestimmten Zeit erkennen, dass Ihre Entscheidung richtig war?
Wenn Ihre
Ängste irrational sind und Sie verwirren, kommen sie vom "bösen
Geist". Sie können den auch ihren inneren Kritiker nennen. Stellen sie
sich ihnen kraftvoll mit Mut und Vertrauen entgegen. Wenn Sie Ängste verspüren,
können Sie sich immer wierder fragen: "Ist das wirklich so?" Suchen
Sie im Internet mal nach der Methode "The Work" von Byron Katie.
6. Wähle nicht, wenn du in einer
Krise bist.
Wer in einer
Krise steckt, sollte zuerst dafür sorgen, dass es ihm besser geht und dann erst
eine Entscheidung treffen. Sonst kann er nicht in Freiheit iund Offenheit
entscheiden, welche der guten Alternativen die bessere ist. Welche bringt mehr
inneren Frieden, Freude, Hoffmnung, Geborgenheit und Sinn? Welche nützt der
Welt, trägt mehr zur Gerechtigkeit bei und macht die Welt zu einem besseren
Ort. Folgen Sie dabei durchaus der Sehnsucht des Herzens. Sie weist uns meist
auf den richtigen Weg.
7. Lerne deine Grenzen kennen.
Seine eigenen
Grenzen und Schwächen kkenen zu lernen erfodert Klarheit, Nüchternheit und
Liebe. Es ist schwerer, als man oft annimmt. Wir können unsere Grenzen achten
und dabei weder zu ängstlich noch zu forsch vorangehen.
Wir brauchen
den Verzicht und das Leiden nicht zu suchen, können aber lernen es anzunehmen,
wenn es zu uns kommt.
Nach Ignatius
sollen wir das Schwere und das Leid aus der Hand Gottes annehmen. Das ist
schwer zu verstehen. Allerdings wachsen wir gerade an Krisensituationen.
8. Betrauere die nicht gewählten
Alternativen und die verpassten Chancen.
Der Idealist
will alles. Doch wer zu einem Ja sagt, muss Nein zum anderen sagen. Dieses Nein
ist bewusst zu vollziehen. Etwas, was man nicht wählt oder eine verpasste
Chance muss man im Herzen loslassen. Man muss es betrauern, um zu dem, was man
wählt, freier und dankbarer Ja sagen zu können. Das Leben ist auch ein Weg des
Loslassens, insbesondere im Alter.
Jedes
Loslassen ist ein kleines Sterben, eine Vorwegnahme des endgültigen Sterbens,
in dem wir alles loslassen müssen - um noch viel mehr wiederzubekommen.
9. Vorbilder können uns wahres
Menschsein zeigen.
Vielleicht
haben Sie ein Vorbild, das Ihnen einen Maßstab zeigt und eine Orientierung bietet.
Für Ignatius
ist Jesus dieses Vorbild. Durch sein modellhaftes Verhalten, wie er mit
Menschen umging: barmherzig, wahrhaftig, trei, gerecht, liebevoll.
10. Es kommt der Punkt, an dem du
das Risiko auf dich nehmen, loslassen uns springen musst. Dein Grundvertrauen
in das Leben wird dir dabei helfen.
Wenn Sie sich
in der Kompelxität und den Details einer Entscheidung verirrt haben, hilft nur
noch ein klarer Schnitt. Sie müssen ins Unbekannte springen, ein Risiko und
eventuelle Nachteile in kauf nehmen. Wenn Sie vorher "die Geister
unterschieden" haben kann der Befreiungsschlag gelingen. Letztlich kann
nur entscheiden, wer ein gewisses Grundvertrauen ins Leben hat. Dies können wir
auch nach und nach aufbauen.
Nachtrag und Dank
Dieser Artikel basiert auf dem
Buch "Sich entscheiden" von Stefan Kiechle SJ. Wer tiefer in das
Thema einsteigen will, dem empfehlte ich die Lektüre. Wer noch tiefer
einsteigen möchte, lese "Geistliche Übungen" von Ignatius von Loyola.